Die Einreichungsfrist für Angebote ist am 31. August 2022 abgelaufen.

Chancen und Risiken von Wasserstoffpartnerschaften und -technologien in Entwicklungsländern

Gutachter/innen im Rahmen des gleichnamigen TA-Projekts gesucht

Das TA-Projekt »Chancen und Risiken von Wasserstoffpartnerschaften und -technologien in Entwicklungsländern« des TAB zielt darauf ab, die Realisierungsbedingungen sowie mögliche Auswirkungen, Chancen und Risiken einer Wasserstoffinfrastruktur entlang der gesamten Nutzungskette in möglichen Partnerländern zu identifizieren und zu diskutieren. Es sollen technologische Ansätze, Kriterien und Umsetzungsmöglichkeiten für die Ausgestaltung entsprechender Projekte untersucht werden, die darauf abzielen, einen zugleich größtmöglichen wirtschafts-, sozial-, entwicklungs- und umweltpolitischen Nutzen zu stiften.

Inhaltsübersicht

sprungmarken_marker_3423

Thematischer Hintergrund

Wasserstoff (H2), der auf der Basis von erneuerbaren Energien (EE) hergestellt wird (sogenannter grüner Wasserstoff), gilt als eine Schlüsseltechnologie zur Realisierung des Ziels der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Der hierfür erwartete Bedarf an Wasserstoff als Energieträger bzw. Grundstoff für Industrieprozesse wird aus heutiger Sicht nicht allein durch die Mengen gedeckt werden können, die in Deutschland bzw. in der EU produziert werden. Daher wird Deutschland bis auf Weiteres auf Importe von grünem Wasserstoff bzw. daraus gewonnener Folgeprodukte angewiesen sein. Geeignete Produktionsstandorte finden sich insbesondere in Regionen mit günstigen geografischen und klimatischen Bedingungen für die EE-Erzeugung, etliche davon in Entwicklungsländern (z. B. Photovoltaik und Windenergie in Nordafrika). Das Thema Wasserstoffpartnerschaften mit Entwicklungsländern ist somit von hoher politischer und gesellschaftlicher Relevanz.

Wasserstoffpartnerschaften mit Entwicklungsländern können vor Ort große Chancen für deren wirtschaftliche Entwicklung eröffnen. Durch die Exporterlöse für den Wasserstoff können Mittel generiert werden, um Infrastruktur im Partnerland aufzubauen und die lokale Wirtschaft zu stimulieren. Darüber hinaus können hochwertige Arbeitsplätze in diesen Ländern geschaffen werden.

In Abhängigkeit von der Situation vor Ort sind allerdings auch nachteilige ökologische, sozioökonomische oder politische Effekte zu vergegenwärtigen. Beispielsweise könnte der Export von Wasserstoff den häufig dringend notwendigen Ausbau und klimaneutralen Umbau der heimischen Energiewirtschaft im Partnerland verzögern oder negative Auswirkungen auf die Ressourcenverfügbarkeit vor Ort haben (z. B. Trinkwasser). In vielen bisherigen Analysen und Strategien für eine Wasserstoffwirtschaft wird den Belangen der Partnerländer wenig Beachtung geschenkt.

Gleichzeitig sind auch aus deutscher Perspektive Chancen und Risiken zu thematisieren, die Wasserstoffpartnerschaften mit Entwicklungsländern ggf. mit sich bringen können. Hierzu gehören insbesondere Aspekte hinsichtlich der Zuverlässigkeit, Sicherheit und Resilienz der Versorgung mit Energie bzw. mit wichtigen Grundstoffen. Es sind Wege zu suchen, wie Abhängigkeiten in den Lieferbeziehungen vermieden werden können, etwa von Staaten mit instabilen politischen bzw. gesellschaftlichen Strukturen oder Defiziten bei Demokratie, Menschenrechten und Umweltschutz.

Stand der Arbeiten im TAB-Projekt

In der ersten Phase des TAB-Projekts wurden Technologien entlang der Lieferkette von grünem Wasserstoff und dessen Folgeprodukten charakterisiert. Dies umfasst die EE-Erzeugung (vor allem Wind, Photovoltaik, Wasserkraft, Geothermie), die Herstellung von Wasserstoff (z. B. Elektrolyseure, ggf. in Verbindung mit Meerwasserentsalzung) und dessen Folgeprodukten (z. B. PtX-Kraftstoffe) sowie die vor Ort benötigte Speicher- und Transportinfrastruktur. Zudem wurde ein Raster mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien erstellt, das zur Bewertung der Chancen und Risiken von Wasserstoffprojekten in Entwicklungsländern herangezogen werden kann.
In der zweiten Phase des TAB-Projekts sollen die Realisierungsbedingungen für industrielle Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff in den Partnerländern sowie damit verbundene ökonomische, ökologische und soziale Chancen und Risiken anhand von konkreten Länderfallbeispielen vertieft analysiert und bewertet werden. Dazu sollen entsprechende Wissensbestände und Erfahrungen von relevanten Akteuren und Stakeholdern in den potenziellen Partnerländern (und ggf. in Deutschland) für das TAB erschlossen und ausgewertet werden. Methodisch soll dies in Form von Experten-/Stakeholderworkshops geschehen.

Leistungsbeschreibung der/s zu vergebenden Gutachten/s

Im Rahmen von Gutachten soll für drei unterschiedliche Länder oder Regionen jeweils ein Experten-/Stakeholderworkshop (online) vorbereitet, organisiert, durchgeführt und ausgewertet werden. Die Workshops sollen relevante Personen aus der Entwicklungszusammenarbeit, der Wissenschaft, der Wirtschaft sowie aus öffentlichen Einrichtungen und der Zivilgesellschaft zu einem fachlichen Austausch zusammenbringen. Die Expert/innen bzw. Stakeholder sollen in erster Linie die Perspektive der Entwicklungsländer in die Diskussion einbringen. Deren Erfahrungen aus der Entwicklungszusammenarbeit und Einschätzungen bezüglich der anvisierten Wasserstoffpartnerschaften sollen zusammengeführt, diskutiert und abgewogen werden. Die Gutachterteams sollen die Workshops dokumentieren und deren Ergebnisse auswerten.

Angebote zur Gutachtenerstellung können für die Vorbereitung, Durchführung, Dokumentation und Auswertung einzelner, aber auch für mehrere Workshops abgegeben werden. Im Angebot sollen Vorschläge für infrage kommende Länder bzw. Regionen unterbreitet werden, die in Abstimmung mit dem TAB final vereinbart werden. Profunde Kenntnisse zu und Kontakte mit diesen Ländern bzw. Regionen werden bei den Gutachterteams erwartet. Bereits bestehende Kooperationen/Arbeitsbeziehungen zu Einrichtungen in den jeweiligen Ländern bzw. Regionen sind vorteilhaft.

Bei Beauftragung unterschiedlicher Gutachterteams wird die Bereitschaft zur engen Kooperation vorausgesetzt.

Arbeitspaket 1: Thesenpapier

Zur inhaltlichen Strukturierung und thematischen Vorbereitung der Workshops soll ein Thesenpapier von allen Gutachterteams gemeinsam mit dem TAB entwickelt und erstellt werden. Das TAB legt hierfür auf Grundlage der bereits erzielten Projektergebnisse einen Grobentwurf vor, die Gutachterteams liefern auf der Basis ihrer jeweiligen Fach- und Länderkenntnisse eigene Beiträge. In einem gemeinsamen Workshop mit dem TAB werden diese abgestimmt und zu einem Thesenpapier (deutsch und englisch) zusammengeführt.

Durch das Thesenpapier sollen die Realisierungsbedingungen sowie die Chancen und Risiken von Wasserstoffpartnerschaften mit Entwicklungsländern mindestens entlang der folgenden Dimensionen beleuchtet werden:

  1. Energie (z. B. Auswirkungen auf Energiesysteme und die Klimaziele in den Partnerländern)
  2. Umwelt (z. B. Land- oder Wasserbedarf, Umgang mit Abfall- und Reststoffen)
  3. Wirtschaft (z. B. Investitionsbedingungen, ökonomische Beziehungen, Arbeitsmarkt und Qualifikation)
  4. Soziales (z. B. Akzeptanz, Teilhabe lokaler Unternehmen, Arbeiterschutz)
  5. Politik (z. B. politische Stabilität und Korruption, politische Beziehungen)

Arbeitspaket 2: Organisation und Durchführung von Experten-/Stakeholderworkshops

Die Gutachterteams identifizieren geeignete Teilnehmer/innen für die Experten-/Stakeholderworkshops und stimmen sich vor der endgültigen Auswahl mit dem TAB ab. Die Teilnehmer/innen sollen ein breites Spektrum an verschiedenen Expertisen, Sichtweisen und Erfahrungen vertreten und idealerweise mehrheitlich aus den jeweiligen Partnerländern stammen. Um eine konzentrierte und produktive Diskussion in den Workshops zu befördern, sollte die Personenanzahl etwa 6 bis 12 je Workshop betragen. Falls Aufwandsentschädigungen für die Teilnehmer/innen vorgesehen sind, sollen die entsprechenden Kosten in der Kalkulation des Angebotspreises aufgeführt sein. Vertreter/innen des TAB werden an den Workshops teilnehmen. 

Die Experten-/Stakeholderworkshops sollten jeweils einen zeitlichen Umfang von etwa einem halben bis ganzen Tag aufweisen und mittels einer der verbreiteten Onlineplattformen durchgeführt werden (Zoom, MS-Teams, WebEx o.Ä.). Die Konferenzsprache sollte Englisch (oder ggf. Deutsch) sein. Die Diskussionen in den einzelnen Experten-/Stakeholderworkshops sind in geeigneter Form zu protokollieren bzw. zu dokumentieren.

Arbeitspaket 3: Auswertung der Workshopergebnisse

Die Experten-/Stakeholderworkshops sollen ausgewertet werden. Dabei sollen soweit möglich Hemmnisse, Erfolgsfaktoren, Chancen und Risiken für Wasserstoffpartnerschaften in den betreffenden Ländern bzw. Regionen identifiziert, analysiert, bewertet und eingeschätzt werden. Auf dieser Grundlage sind Handlungsoptionen insbesondere für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bzw. für die Wirtschaftsförderung abzuleiten, die darauf zielen, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Potenziale von Wasserstoffpartnerschaften sowohl für die Partnerländer als auch für Deutschland zu heben und damit verbundene Risiken zu minimieren.

Die Resultate der Auswertung sind in einem Ergebnispapier in deutscher Sprache abzufassen.

Zur Präsentation und Diskussion der Ergebnisse ist ein gemeinsamer Abschlussworkshop aller Gutachterteams mit dem TAB geplant. Der Workshop dient der Diskussion und Konsolidierung der Ergebnisse sowie dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern bzw. Regionen herauszuarbeiten.

 

Bearbeitungsaufwand und Termine

Der vergütbare Bearbeitungsaufwand liegt bei ca. 2,5 Personenmonat pro Workshop.

  • Abgabetermin für die Angebote ist der 31. August 2022.
  • Mit der Bearbeitung des Gutachtens soll (voraussichtlich) ab dem 17. Oktober 2022 begonnen werden.
  • Das/die Gutachten muss/müssen bis zum 28. Februar 2023 fertiggestellt sein.

Gutachtenvergabe und -erstellung zu den genannten Terminen erfolgen vorbehaltlich der rechtzeitigen Zustimmung bzw. Mittelbewilligung durch den Deutschen Bundestag.

 

Hinweise zur Angebotserstellung

Bei der Erarbeitung der Angebote sind die »Hinweise für Gutachter/innen« zu beachten. Insbesondere muss die Kompetenz der Anbietenden aus den Angeboten hervorgehen, und es müssen die beabsichtigte Vorgehensweise und der erforderliche Bearbeitungsaufwand verdeutlicht werden. Gutachtenangebote und Gutachtentexte sind in deutscher Sprache vorzulegen.

Senden Sie uns zunächst eine elektronische Version Ihres Angebots zusammen mit dem ausgefüllten Formblatt (Word-Dokument zum Ausfüllen) an unsere E-Mail-Adresse buero∂tab-beim-bundestag.de. Nach unseren Erfahrungen müssen die eingehenden Angebote häufig inhaltlich, formal und kalkulatorisch überarbeitet werden. Sollten wir Ihr Angebot nach Prüfung durch uns in die engere Wahl ziehen und dem Deutschen Bundestag zur Vergabe vorschlagen wollen, werden wir Sie um eine entsprechende Modifizierung bitten.

 

Weitere Informationen und Downloads