Auswirkungen moderner Biotechnologien auf Entwicklungsländer und Folgen für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Industrie und Entwicklungsländern
- Project team:
Christine Katz (Projektleitung), Joachim J. Schmitt, Leonhard Hennen, Arnold Sauter
- Thematic area:
- Topic initiative:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Analytical approach:
TA-Projekt
- Startdate:
1994
- Enddate:
1995
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Untersuchungsgegenstand und Zielsetzung
Die moderne Biotechnologie eröffnet ein weites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft, der Industrie, der Medizin, im Umweltschutz und bei der Ressourcennutzung. Vielen Entwicklungsländern erscheint diese Technologie als attraktiver Ausweg aus ihren ökonomischen, sozialen und technologischen Problemen. Doch die Einschätzungen und Prognosen hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Chancen und Risiken und somit ihres Beitrages zur Sicherung entscheidender Existenzgrundlagen in Entwicklungsländern, wie Ernährung, wirtschaftliche Autonomie und gesundheitliche Versorgung, gehen weit auseinander.
Auf der einen Seite wird davon ausgegangen, dass mit Hilfe moderner biotechnologischer Methoden entwicklungsländerspezifische leistungsfähigere Verfahren, Produktionsmittel und Produkte für den landwirtschaftlichen und medizinischen Sektor gezielt zum Nutzen der Entwicklungsländer hergestellt werden können. Andererseits verbindet sich mit diesen Methoden aber auch die Sorge, dass sich die technologische und wirtschaftliche Kluft zwischen armen und reichen Ländern noch weiter vertiefen könnte.
Um das Potential moderner Biotechnologien in Entwicklungsländern beurteilen zu können, wurde im Februar 1994 vom Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages ein TA-Projekt zu dieser Problematik initiiert.
Im Rahmen des TA-Projektes wurden, ausgehend vom Stand der biotechnologischen Forschung und von den derzeit erkennbaren Anwendungsmöglichkeiten im Bereich von Landwirtschaft und Nahrungsmitteln, Medizin und Ressourcenschutz, mögliche Folgen für die ökonomische, ökologische und soziale Situation der Entwicklungsländer analysiert. Zum anderen wurde die Bedeutung der modernen Biotechnologie vor dem Hintergrund entwicklungspolitischer Zielsetzungen bewertet, und es wurden Schlussfolgerungen für die zukünftige deutsche Entwicklungszusammenarbeit gezogen. Dabei wurden geäußerte Erwartungen und Versprechungen auf ihre Realisierungschancen sowie ihre Vor und Nachteile hin geprüft und bereits in der Anwendung befindliche Verfahren beurteilt.
Die Untersuchungen konzentrierten sich auf fünf thematische Schwerpunkte:
- Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung,
- Gesundheitsvorsorge und pharmazeutischer Sektor,
- Arbeits- und Lebensbedingungen in Entwicklungsländern,
- wirtschaftliche Beziehungen zwischen Industrie und Entwicklungsländern,
- internationale rechtliche Regelungen.
Stand der Arbeiten
Das TAB-Projekt „Biotechnologie und Entwicklungsländer“ wurde Mitte 1995 abgeschlossen. Der Endbericht liegt dem zuständigen Fachausschuss, dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vor.
Ergebnisse
Landwirtschaft/Nahrungsmittel, Medizin und Ressourcennutzung: Status der Forschung und der Anwendungsmöglichkeiten für moderne Biotechnologien
Im weitesten Sinne gilt für alle entwicklungsländerrelevanten Anwendungsfelder moderner Biotechnologien, aber insbesondere für den landwirtschaftlichen Bereich und dort für die Pflanzennutzung, dass vor allem die Verfahren unterhalb der Gentechnik wie Zell und Gewebekulturtechniken sowie biochemische und molekularbiologische Diagnoseverfahren bereits seit längerem nutzbringend eingesetzt werden. Konkrete Erfolge in Form neuer, besonders ertragreicher oder schädlingsresistenter Sorten von Pflanzen, die insbesondere für Entwicklungsländer von Bedeutung wären, stehen allerdings noch aus.
Im Nahrungsmittelbereich ist zunehmend mit einem verstärkten Einsatz moderner biotechnologischer Methoden zu rechnen, v. a. bei der großmaßstäblichen industriellen Fertigung, die auch für die Ernährung der wachsenden Zahl „westlich orientierter“, in Großstädten lebender Menschen in den Entwicklungsländern immer wichtiger wird. Neben der möglichen Weiterentwicklung und Optimierung traditioneller biotechnologischer, fermentativer Verfahren zur Lebensmittelproduktion werden moderne Methoden insbesondere zur Substitution bislang nur sehr aufwendig und teuer produzierbarer Stoffe (Enzyme, Aroma, Geschmacks und Farbstoffe u. ä.) zum Einsatz kommen.
Die Internationalen Agrarforschungszentren als zentrale Einrichtungen, die mit der Lösung landwirtschaftlicher Probleme in Entwicklungsländern befasst sind, verfolgen meist als einzige aufwendige und aktuelle Forschungsansätze bei Pflanzen, die zwar für die Ernährung in Entwicklungsländern eine große Rolle spielen, aber für den Weltmarkt uninteressant sind. Die bisherige finanzielle Ausstattung dieser Forschungszentren muss angesichts der Bedeutung ihrer Aufgaben als zu gering angesehen werden. Auch die finanziellen Mittel, die ansonsten weltweit für eine auf die landwirtschaftlichen Erfordernisse in Entwicklungsländern zugeschnittene biotechnologische Forschung zur Verfügung gestellt werden, müssen als geringfügig betrachtet werden.
In den Entwicklungsländern ist die Anwendung der medizinischen Biotechnologie unterschiedlich weit fortgeschritten. In armen Ländern gibt es kaum eigene Forschungsinstitute. Vertretungen von Pharmafirmen sorgen dort oft lediglich für den Vertrieb, ohne die wissenschaftliche Kapazität des Landes zu fördern. Die meisten Schwellenländer, jedoch nur wenige ärmere Länder, z.B. Kenia und Simbabwe, verfügen über moderne biotechnologische Forschungseinrichtungen. Ziel vieler Vorhaben in diesen Einrichtungen ist jedoch nicht die Entwicklung und Produktion tropenmedizinischer Präparate für die arme Bevölkerungsmehrheit, sondern die Herstellung von Nachahmprodukten für den Pharmamarkt in Industrieländern oder für die reiche Bevölkerungsschicht im Lande.
Im Rahmen internationaler tropenmedizinischer Forschungsprogramme werden biotechnologische Methoden dafür eingesetzt, die Erforschung einiger in den Tropen weit verbreiteter Krankheiten, wie Malaria, Bilharziose und Filariose, zu verbessern und Bekämpfungsmethoden zu entwickeln.
Umweltrelevante biotechnologische Anwendungen finden sich im Bereich Biogas und Bioalkoholproduktion, beim Abbau von Schadstoffen in Boden und Wasser sowie bei der bakteriellen Erzlaugung. Gentechnische Ansätze spielen auf diesen Gebieten noch keine besondere Rolle. Darüber hinaus werden biotechnologische Methoden seit Mitte der 80er Jahre vermehrt für die Konservierung genetischer Ressourcen in Genbanken und die weltweite Verteilung von genetischem Material verwendet. Für den internationalen Austausch von vegetativ vermehrbarem Pflanzenmaterial, das z. B. vor Virusbefall geschützt werden muss, stellen insbesondere Gewebekulturverfahren die Mittel der Wahl dar.
Folgen moderner Biotechnologien und Handlungsoptionen für die Politik
Förderung angepasster Biotechnologien
Mögliche positive Effekte angepasster biotechnologischer Verfahren für die ländliche Bevölkerung, aber auch soweit verfügbar angepasster Sorten werden kaum unmittelbar und von selbst zum Tragen kommen. Die Rahmenbedingungen kleinbäuerlicher Produktion wie auch soziale, politische und kulturelle Strukturen in den ländlichen Regionen des Südens (Dominanz lokaler Eliten, Disparitäten der Landverteilung, geringe formale Bildung, Mangel an funktionierenden lokalen Verwaltungsstrukturen) werden den Zugang zu den neuen Technologien erschweren. Diese werden wahrscheinlich eher von bereits mit westlichem KnowHow vertrauten Plantagenbetrieben oder sogenannten progressive farmers (bäuerliche Mittelschicht mit guter Land und Kapitalausstattung) genutzt werden als von Kleinbauern/bäuerinnen. Angesichts dieser Situation und der Tatsache, dass generell die wissenschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Menschen in armen Entwicklungsländern vergleichsweise gering sind, sollten bevorzugt angepasste oder zumindest anpassbare biotechnologische Verfahren gefördert werden. Dabei wird es sich zumindest zurzeit kaum um gentechnologische Verfahren handeln.
Voraussetzungen für erfolgreichen Technologietransfer sind grundlegende Maßnahmen wie Bildungsförderung, die Stärkung der Finanzierungs-, Produktions- und Vermarktungssysteme sowie die Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen. Bei der Projektkonzeption zur Förderung von Biotechnologien sollte insbesondere geachtet werden auf
- eine Orientierung der geförderten Maßnahmen an den Bedürfnissen von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, wobei ihr traditionelles Wissen miteinbezogen werden sollte;
- eine spezielle Förderung der Frauen, da sie durch (technische) Innovationsschübe besonders benachteiligt werden können;
- die Förderung nationaler und lokaler Forschungseinrichtungen sowie einheimischer Saatgutunternehmen, da diese die züchterische Weiterentwicklung angepasster Sorten im Blick auf die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Landes und die Umsetzung biotechnologischer Ergebnisse und Fortschritte vor Ort am besten gewährleisten können.
Ausrichtung der Forschungsförderung auf die Probleme und Bedürfnisse des Südens -Transfer moderner Biotechnologien
Gentechnisch entwickelte stresstolerante Pflanzen können in Entwicklungsländern zur Entlastung von übernutzten Gunststandorten und/oder zu Ertragszuwächsen führen, bergen aber auch die Gefahr einer Reduktion der Arten und Sortenvielfalt sowie einer Zerstörung der letzten unberührten, bisher landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen. Denn insbesondere in tropischen und subtropischen Ländern, die in Gebieten mit der größten biologischen Vielfalt liegen, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen unkontrollierten „gerne flog“ von Kultur und Wildpflanzen. Gerade im Hinblick auf die zukünftige Ernährungssicherung ist der Erhalt der Zentren höchster Biodiversität, aber auch lokaler standortangepasster Sorten, dringend zu fordern. Dafür erscheint es notwendig, ganze Ökosysteme großflächig zu schützen. Gleichzeitig wird es auf mittel und langfristige Sicht unverzichtbar bleiben, durch Genbanken das Aussterben der am stärksten bedrohten Arten, Sorten und Populationen so weit wie möglich zu verhindern.
Im Zuge einer umfassenden und zukunftsfähigen Modernisierung erscheint es unabdingbar zu untersuchen, welche Ergebnisse moderner biotechnologischer Forschung auf Pflanzen und Tiere des Südens übertragen werden können und welche Forschungsanstrengungen auch in Institutionen der Industriestaaten (z.B. in der Tropenmedizin) „zugunsten“ von Entwicklungsländern durchgeführt werden können. Für gentechnische Forschungsansätze sollte generell gelten, dass sie nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen wie bisher allenfalls in internationalen Agrarforschungszentren und entsprechend ausgerüsteten Forschungseinrichtungen in Entwicklungsländern verfolgt werden.
Im Bereich der Tropenmedizin wäre es wünschenswert, ein Netz internationaler Forschungszentren in Entwicklungsländern aufzubauen, die in der Aufgabenstellung ähnlich den Internationalen Agrarforschungszentren die Erforschung der Krankheiten vor Ort in Angriff nehmen könnten. Dies würde allerdings erhebliche zusätzliche Mittel erfordern. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Mehrheit der Bevölkerung in Entwicklungsländern offensichtlich weniger vom Fortschritt medizinischer Forschung und Entwicklung abhängt als vielmehr von einer Veränderung der Lebens und Hygienebedingungen. Die Weltbank schätzt, dass in den Ländern mit einem Pro-Kopf-Einkommen unter 350 Doller schon durch die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsvorsorge sowie der klinischen Grundversorgung mit einem relativ geringen Kostenaufwand von 12 Doller pro Kopf und Jahr die Krankheitsbelastung der Bevölkerung um 32 % reduziert werden könnte.
Gestaltung der internationalen Rahmenbedingungen
Eine entscheidende Grundlage für die nachhaltige und umweltverträgliche Nutzung moderner biotechnologischer Verfahren ist die Schaffung entsprechender rechtlicher Rahmenbedingungen zum Schutz des geistigen Eigentums, auf dem Gebiet der Biologischen Sicherheit und zum Schutz genetischer Ressourcen.
Von einem weitreichenden und wirksamen Schutz geistigen Eigentums werden positive Impulse für die Entwicklung der Biotechnologie in Industrie und Schwellenländern erwartet. Sehr arme Entwicklungsländer könnten jedoch beim Fehlen nationaler Sonderkonditionen , z.B. durch finanzielle Forderungen für Lizenzverträge, vom Zugriff auf gerade für sie wichtige, patentierte biotechnologische Verfahren und Produkte ausgeschlossen werden. Eine Lücke in den bisherigen Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums ist die rechtliche und finanzielle Behandlung indigenen Wissens. Nationale und internationale Patent und Sortenschutzsysteme sollten Ausnahmeregelungen für arme Entwicklungsländer enthalten, die es diesen Ländern ermöglichen, bestimmte biotechnologische Erfindungen dann nicht unter Patent und Sortenschutz zu stellen, wenn dies für die Ernährung, die medizinische Versorgung oder die wirtschaftliche Entwicklung des entsprechenden Landes nützlich ist. Die Bundesrepublik Deutschland sollte sich in den entsprechenden internationalen Gremien weiterhin dafür einsetzen, dass die Entwicklungsländer eine schrittweise Annäherung an weltwirtschaftliche Maßstäbe des Patentrechtes und -schutzes vollziehen können. Außerdem sollte sie die Länder des Südens bei der Errichtung entsprechender Institutionen (z.B. von Patentämtern) beratend und personell unterstützen. Geklärt werden sollte, wie indigenes Wissen über medizinische Wirkungen von Heilpflanzen und Eigenschaften von Nahrungsmittelpflanzen entgolten werden kann.
Die Frage der Biologischen Sicherheit stellt sich angesichts einer erwartbaren Zunahme des Transfers gentechnologischer Verfahren und Produkte in die Länder des Südens mit besonderer Dringlichkeit. Zum einen, weil besondere Risiken einer ungewollten Freisetzung von GVOs in den Zentren biologischer Vielfalt nicht auszuschließen sind; zum anderen, weil rechtliche Regelungen zur Biologischen Sicherheit sowie Infrastruktur und Knowhow für entsprechende Kontrollen in den Entwicklungsländern größtenteils fehlen. Für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen sollten daher in den Entwicklungsländern mindestens so strenge Maßstäbe angestrebt werden wie in den Industrieländern. Als Grundlage könnte ein internationales Biosafety-Protokoll dienen, das angesichts der rasant ansteigenden Zahl von Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen in Entwicklungsländern so bald wie möglich verabschiedet werden sollte.
Bisher standen genetische Ressourcen für die Suche nach Wirkstoffen (z.B. für Medikamente) weitgehend kostenlos zur Verfügung. Vor dem Hintergrund des steigenden Wertes von Genen und der immer notwendiger werdenden Schutzmaßnahmen für artenreiche Gebiete versuchen neuere Strategien, die Nutzung vorhandener Genressourcen an gleichzeitige Schutzmaßnahmen zu binden (sog. Nutzen-Schutz-Konzept). Ein Vertrag zwischen dem amerikanischen Konzern Merck Sharp & Dohme Pharmaceuticals und dem Instituto de Biodiversidad (InBio) in Costa Rica, einer halbstaatlichen Firma, die genetisches Material sammelt und aufbereitet, gilt als erste konkrete Umsetzung eines solchen Konzepts. Damit Länder, die nur über geringe wissenschaftliche und technologische Kapazitäten verfügen, sich nicht ausschließlich auf die arbeitsintensiven Bereiche, wie erste Probensammlungen, beschränken müssen und damit wahrscheinlich bloße Rohstofflieferanten bleiben, muss im Interesse einer zukunftsfähigen wirtschaftlichen Entwicklung jedoch langfristig überlegt werden, wie die eigentliche Wertschöpfung aus der Nutzung genetischer Ressourcen in den Ländern des Südens selbst erfolgen kann. Zur Finanzierung der dafür notwendigen Maßnahmen, die von umfangreichen Kartierungs- bzw. Inventarisierungsmaßnahmen zur Dokumentation der biologischen Vielfalt bis zum Aufbau entsprechender eigener Industrieunternehmen reichen könnten, müssten dringend praktikable und international anerkannte Nutzen-Schutz-Konzepte entwickelt werden. Entscheidend für einen Erfolg möglicher Maßnahmen wird die weitgehende Einbeziehung der einheimischen Bevölkerung sein.
Schlussfolgerungen für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
Insgesamt gesehen sind zwei Leitlinien für die deutsche bzw. „nördliche“ Entwicklungszusammenarbeit bzw. -politik zu erkennen: Einerseits sollte sie helfen, die möglichen negativen Folgen des Einsatzes moderner Biotechnologie für Entwicklungsländer abzufedern, andererseits sollte sie es den Entwicklungsländern ermöglichen, biotechnologische Methoden und Verfahren für ihre eigenen Ziele nutzbar zu machen. Ein übergreifender und grundlegender Schritt wäre es, die Koordination sowohl der deutschen als auch der internationalen Entwicklungsprogramme zu verbessern. Auch müsste Entwicklungszusammenarbeit als Querschnittsaufgabe deutscher Politik verstanden werden, die eine Integration von Maßnahmen der verschiedenen Ressorts (Wirtschaft, Gesundheit, Bildung und Forschung etc.) erfordert.
Das Ziel entsprechender Fördermaßnahmen kann nicht sein, lediglich die Ergebnisse bzw. Produkte moderner Biotechnologie in Entwicklungsländer zu transferieren. Fördermaßnahmen sollten vielmehr so angelegt werden, dass sich biotechnologische Anwendungen in die sozialen, kulturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen eines Landes einfügen und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung seiner Eigenständigkeit leisten können.
Manche Entwicklungsländer werden auf Dauer vermutlich am stärksten nicht durch die Anwendung moderner biotechnologischer Verfahren im Land selbst betroffen, sondern infolge des Einsatzes entsprechender Methoden in Industrie oder konkurrierenden Entwicklungsländern, die landwirtschaftliche Produkte effektiv substituieren können. Um den potentiell negativ betroffenen Ländern des Südens zu helfen, auf solche Entwicklungen rechtzeitig zu reagieren, sollte eine Arbeitsgruppe aus Vertretern/innen staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen (Universitäten, NGOs, Wirtschaft etc.) gebildet werden, die die weltweite Entwicklung der Biotechnologie beobachtet, im Hinblick auf Auswirkungen auf Länder der „Dritten Welt“ analysiert und versucht, strategische nationale Konzepte zur Generierung von Produktionsalternativen zu erarbeiten.
Publikationen
Katz, C.; Schmitt, J. J.; Hennen, L.; Sauter, A.
1996. edition sigma
Katz, C.; Schmitt, J.-J.; Hennen, L.; Sauter, A.
1995. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). doi:10.5445/IR/1000102566