Öffentliche Ausschusssitzung zum TAB-Bericht »Climate Engineering«
Auf Basis der Ergebnisse des TAB-Projekts »Geoengineering« diskutierten am 24.09.2014 Abgeordnete des Deutschen Bundestages mit Sachverständigen und der interessierten Öffentlichkeit über weitere Schritte im Umgang mit diesen möglichen Klimamaßnahmen. An der Veranstaltung mit dem Titel »Climate Engineering – sinnvolles Instrument oder Sackgasse in der Klimapolitik?« nahmen insgesamt etwa 80 Personen teil, darunter auch eine Oberstufenklasse aus NRW.
Die Ausgangsfrage des 2012 gestarteten TAB-Projekts lautete, unter welchen Bedingungen Climate Engineering (CE) – d.h. absichtliche und gezielte technische Interventionen in das Klimasystem in großskaligem bis globalem Maßstab – einen Beitrag zur Verhinderung eines unter Umständen folgenschweren Klimawandels liefern könnte. Wie der im Sommer 2014 abgeschlossene TAB-Arbeitsbericht Nr. 159 zeigt, gibt es keine einfachen Antworten auf diese Frage, auch weil die CE-Optionen den klimapolitischen Handlungsspielraum grundlegend verändern würden. Deutlich wird vielmehr die dringende Notwendigkeit einer breiten Diskussion darüber, ob überhaupt bzw. welche Ansätze des Climate Engineering weiter verfolgt und welche Risiken dafür von der Gesellschaft in Kauf genommen werden sollen.
Um diesen Diskurs zu befördern und angesichts der möglichen Bedeutung des Themas für die zukünftige Klimaschutzpolitik hatte sich der zuständige Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zur Durchführung einer öffentlichen Ausschusssitzung im Sitzungssaal E 300 des Paul-Löbe-Hauses entschieden. Anhand der Leitfrage »Welche weiteren (politischen) Schritte sind im Umgang mit Climate Engineering notwendig?« entspann sich eine vom Leiter des TAB, Armin Grunwald, moderierte Diskussion zwischen Berichterstattern für TA der Fraktionen, weiteren Parlamentariern, Experten aus Wissenschaft und Politik, den Autoren des TAB-Berichts (Claudio Caviezel u. Christoph Revermann) sowie anderen Teilnehmenden.
Aufgrund der zeitgleich in New York laufenden Weltklimakonferenz ist das Thema »Klima und Maßnahmen zur CO2-Reduktion« momentan wieder in den öffentlichen Fokus gerückt, und in diesem Kontext gingen auch die Aussagen des TAB-Berichts sowie die Statements der eingeladenen Experten tendenziell in die Richtung, dass die Szenarien der Klimaforschung immer pessimistischer und umso mehr neue Strategien zum Klimaschutz angedacht werden – insbesondere auch die verschiedenen Ansätze des Climate Engineering
Deutlich wurde jedoch auch, dass sowohl die Vertreter der Politik als auch die eingeladenen Sachverständigen sich zu den Strategien und Technologien des Climate Engineering kritisch oder gänzlich ablehnend äußerten. Mehr oder weniger unisono wurde bezweifelt, dass die CE-Optionen, die zudem noch ganz am Anfang konzeptioneller Überlegungen bzw. Erforschungen stehen, letztlich ein probates Mittel sein könnten, den CO2-Ausstoß effektiv zu begrenzen (CDR - Carbon Dioxide Removal) oder die globale Temperatur durch Interventionen in den Strahlungshaushalt der Erde zu senken (RM - Radiation Management). Alle Seiten folgten aber der Einschätzung des TAB, dass man die gesellschaftspolitischen Diskussion (jetzt) angehen und führen müsse.
Sebastian Harnisch, Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, unterstrich die Aussagen des TAB, dass die möglichen Optionen des Climate Engineering auf keinen Fall die bisherigen Maßnahmen zur CO2-Reduktion ersetzen dürfen. Ralph Bodle, Senior Fellow am Ecologic Institut in Berlin und renommierter deutscher Experte in den einschlägigen Klimaverhandlungen, referierte zum internationalen Rechtsrahmen. Demnach gebe es einige wenige Regulierungen, die aber zumindest momentan noch ausreichend seien. Es sei aber durchaus sinnvoll, zunächst – auch national – eigene Forschungsprioritäten und Regulierungen zu möglichen CE-Anwendungen zu entwickeln.
Karl Eugen Huthmacher, Leiter der Abteilung »Zukunftsvorsorge« im Bundesministerium für Bildung und Forschung, lobte den Bericht des TAB als wichtigen Beitrag zur Debatte, insbesondere im Hinblick auf die deutsche Forschungspolitik im Bereich Climate Engineering. Auch er betonte, dass die bekannten Klimaschutzinstrumente Priorität hätten. Klaus Müschen, Leiter der Abteilung »Klimaschutz und Energie« am Umweltbundesamt, sprach sich ebenfalls für das Prinzip »Vorsorge vor Reparatur« aus und trat dafür ein, die Risiken von Climate Engineering noch intensiver zu erforschen.
29.09.2014
Weiterführende Informationen:
- Programm
- Experten sehen Climate Engineering kritisch. Artikel zur Veranstaltung auf der Webseite des Deutschen Bundestages
- Climate Engineering - Endbericht zum TA-Projekt »Geoengineering«.
TAB-Arbeitsbericht Nr. 159 - Projektseite Geoengineering