Was kostet die Natur?
Die biologische Vielfalt wird als eines der wichtigsten natürlichen Schutzgüter angesehen, das von anthropogenen Einflüssen enorm geprägt und anhaltend bedroht ist. Trotz vereinzelter Fortschritte gibt es kaum Zweifel daran, dass die Erfolgsbilanz der Natur- und Biodiversitätspolitik bislang ziemlich mager ausfällt. Obwohl weltweit immer mehr und größere Gebiete unter Schutz stehen, ist es bis heute nicht gelungen, den starken anthropogenen Druck auf Lebensräume und die in ihnen beheimateten Tiere und Pflanzen signifikant zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund mehren sich die Stimmen in Wissenschaft und Politik, die eine stärkere Integration ökonomischer Denkansätze in die Naturschutzpolitik fordern, um die Gesellschaft so zu einem generell sparsameren Umgang mit natürlichen Ressourcen anzuleiten – eine hochumstrittene Entwicklung, die gemeinhin unter dem Schlagwort der Inwertsetzung von Biodiversität gefasst wird.
Von ökonomischen Konzepten und Instrumenten erhofft man sich in zweierlei Hinsicht neue Impulse für den Biodiversitätsschutz:
- Erstens soll der Wert der Natur und ihrer Güter durch eine ökonomische Bewertung überhaupt sichtbar gemacht und damit ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt werden.
- Zweitens sollen die Kosten der Naturnutzung den jeweils verantwortlichen Akteuren in Rechnung gestellt werden. Dies kann mit geeigneten umweltökonomischen Politikinstrumenten erreicht werden.
Der Bericht des TAB macht deutlich, dass es sich hierbei um zwei voneinander weitgehend unabhängige Ansätze handelt, die folglich auch getrennt analysiert werden.
Beleuchtet werden jeweils die wissenschaftlichen und methodischen Grundlagen wie auch die möglichen Folgen und institutionellen Voraussetzungen dieser ökonomischen Ansätze. Dabei kommt eine breite Perspektive zum Tragen: Neben ihren ökologischen und ökonomischen Konsequenzen werden auch ihre gesellschaftlichen Implikationen betrachtet – insbesondere auf internationaler Ebene –, und neben den rein naturschutzbezogenen Faktoren werden auch die Einflüsse aus anderen Politik- und Regelungsbereichen offengelegt.
Im Ergebnis zeigen sich die Unwägbarkeiten, die mit der Bewertung und Inwertsetzung von Biodiversität verbunden sind. Um die sich bietenden Chancen zu nutzen, ist die Erhaltung und nachhaltige Nutzung von Biodiversität als öffentliches Gut mehr denn je als eine gesellschaftliche (und globale) Gesamtaufgabe zu begreifen, die nicht allein dem Markt überlassen werden sollte, sondern auch in Zeiten knapper öffentlicher Haushaltskassen weiterhin politisches Engagement, öffentliche Mittel und den gesellschaftlichen Dialog braucht.
Der TAB-Arbeitsbericht Nr. 161 sowie die zugehörigen TAB-Fokusausgaben (de/en) stehen zum Download zur Verfügung. In gedruckter Form ist er als Band 42 der Reihe »Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag« unter dem Titel »Was kostet die Natur?« in der edition sigma erschienen und kann direkt vom Verlag bezogen werden.
Downloads:
- TAB-Arbeitsbericht Nr.
Inwertsetzung von Biodiversität. Endbericht zum TA-Projekt. - TAB-Fokus Nr. 4
Inwertsetzung von Biodiversität. - TAB-Fokus no. 4
Valorization of Biodiversity.
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