Können Roboter zu guter Pflege beitragen?

Der TAB-Arbeitsbericht Nr. 177 befasst sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen von Robotik in der Pflege und legt besonderes Augenmerk auf die Klärung normativer Fragen und die Möglichkeiten zur prospektiven Gestaltung der Technikentwicklung.

Seit Jahren steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, während es immer schwieriger wird, Pflegekräfte in ausreichender Zahl zu rekrutieren. Angesichts der sich abzeichnenden demografischen Herausforderungen rücken zunehmend die Potenziale der Servicerobotik in den Fokus, um Pflegekräfte entlasten sowie Pflegebedürftige im Alltag unterstützen zu können. Für diverse Aufgaben in der Altenpflege befinden sich entsprechende Prototypen in der Entwicklung und vereinzelt auch bereits im Einsatz. Der TAB-Arbeitsbericht »Robotik und assistive Neurotechnologien in der Pflege« befasst sich mit den gesellschaftlichen Implikationen dieser Entwicklung, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Klärung normativer Fragen und die Möglichkeiten zur prospektiven Gestaltung der Technikentwicklung gelegt wird.

Der TAB-Bericht zeigt den technologischen Entwicklungsstand auf und führt die konkreten Anwendungsfelder von Robotern in der Pflege an. Es zeigt sich, dass trotz langjähriger Entwicklungsbemühungen erst eine Handvoll Produkte in der Pflegepraxis Fuß gefasst hat. Dass sich robotische Pflegeanwendungen bislang noch nicht verbreitet durchgesetzt haben, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass den Bedürfnissen und Problemlagen der Pflegebedürftigen im Entwicklungsprozess bisher zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Ausgangs- und Orientierungspunkt bei der Entwicklung neuer Technologien sollten deshalb die tatsächlichen Unterstützungsbedarfe potenzieller Nutzerinnen und Nutzer und nicht die technische Machbarkeit sein. Im TAB-Bericht werden anhand konkreter Beispiele die Anforderungen an eine Technikentwicklung aufgezeigt, die sich stärker an den Bedürfnissen Pflegebedürftiger und der sie Pflegenden orientiert.

Grundsätzliche Fragen stellen sich hinsichtlich der gesellschaftlichen Wünschbarkeit eines verbreiteten Robotereinsatzes, vor allem angesichts der zentralen Bedeutung der zwischenmenschlichen Interaktion für die Pflegearbeit. Die daraus resultierenden normativen Fragen werden im TAB-Bericht sowohl aus pflegewissenschaftlicher, ethischer wie rechtlicher Sicht beleuchtet. Deutlich wird, dass es derzeit noch an belastbaren und generalisierbaren Erkenntnissen zu den Auswirkungen robotischer Systeme auf Pflegeprozesse mangelt – umso wichtiger ist, normative Aspekten möglichst bereits im Vorfeld der Techniknutzung aufzugreifen und mit Lernerfahrungen aus der Anwendung von Pilotapplikationen in die konkrete Technikgestaltung einfließen zu lassen.

Ein wichtiges Fazit des Berichts lautet: Die Gestaltung guter Pflege ist letztlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben einer bedarfsorientierten Förderung der Technikentwicklung gehört dazu eine öffentliche Debatte über die zukünftige Rolle der Robotik in der Pflege, die jedoch bislang erst in unzureichender Form geführt wird.

Einen schnellen Überblick über das Thema sowie damit verbundene gesellschaftliche Herausforderungen und Handlungsoptionen bietet der vierseitige TAB-Fokus Nr. 17 »Roboter in der Pflege – gesellschaftliche Herausforderungen«.

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts werden auch in den zugehörigen TAB-Fokus-Ausgaben (de/en) dargestellt.

26.06.2018

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