Pflanzenzüchtung als zentrales Element einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft

Die Pflanzenzüchtung ist ein zentrales Element einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft. Sowohl aus Gründen der Zukunftsvorsorge als auch in forschungs- und innovationspolitischer Hinsicht gilt die Förderung der Pflanzenzüchtung bzw. der Züchtungsforschung als wichtige öffentliche Aufgabe.

Allerdings wird die Bedeutung der Pflanzenzüchtung, der Agrobiodiversität und der Landwirtschaft insgesamt nach Einschätzung des TAB in der öffentlichen Debatte nicht angemessen abgebildet, auch wenn in den letzten Jahren die Frage der Klimarelevanz der Agrarwirtschaft, das Problem des Rückgangs der biologischen Vielfalt und – angesichts der Coronaviruspandemie – die gesellschaftliche Bedeutung einer sicheren Nahrungsmittelproduktion und ‑versorgung stärker als zuvor problematisiert und diskutiert werden. Die Organisation eines intensiven gesellschaftlichen Diskurses über Ziele und Wege einer nachhaltigen Landwirtschaft erscheint nach wie vor als wichtige politische Aufgabe für die kommenden Jahre.

Ein Gesamtkonzept für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem wäre eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Pflanzenzüchtung als ein der Landwirtschaft vorgelagerter Sektor einen bestmöglichen Beitrag zur Lösung dieser Zukunftsaufgaben leisten kann. Das Thema bzw. die Zielstellung einer vielfaltsbasierten und ‑orientierten Pflanzenzucht erscheint dabei besonders geeignet, einen konstruktiven, integrativen Verständigungsdialog zu führen und Grabenkämpfe zu vermeiden bzw. zu überwinden, wie sie in ansonsten gerade für die Pflanzenzucht relevanten Themen, wie gentechnisch veränderte Pflanzen und Pflanzenschutzmittel, immer noch dominieren.

Der TAB-Arbeitsbericht Nr. 197 informiert über Zielstellungen und Methoden der Pflanzenzüchtung sowie die nationalen und internationalen rechtlichen Regelungen für Sorten- und Patentschutz, Saatgutzulassung und den Zugang zu den weltweiten genetischen Ressourcen. Ausgehend von einer Beschreibung des globalen und des europäischen Saatgutmarkts werden die privatwirtschaftlichen, die öffentlichen und die gemeinnützigen Akteure der deutschen Pflanzenzüchtung und ihre Geschäftsmodelle vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Situation und den Entwicklungstendenzen der biologischen Vielfalt in der deutschen Landwirtschaft hinsichtlich der Produktionssysteme, der Kulturpflanzenarten sowie der Sortenvielfalt einschließlich der genetischen Diversität. Charakterisiert werden Möglichkeiten zur Förderung der Agrobiodiversität sowie Herausforderungen für die (deutsche) Pflanzenzüchtung, die sich aus aktuellen wissenschaftlich-technologischen Entwicklungen, Einflüssen von Nachfrageveränderungen, der Umwelt- und Energiepolitik sowie durch den Rechtsrahmen für die Nutzung und den Schutz von genetischen Ressourcen und Pflanzensorten ergeben. Daraus abgeleitet werden politische und gesellschaftliche Handlungsoptionen zur Stärkung einer vielfältigen und vielfaltsfördernden Pflanzenzüchtung.

Eine Übersicht über die Inhalte der Berichtskapitel findet sich auf der Projektseite, eine ausführliche Zusammenfassung ist dem Endbericht vorangestellt.

25.01.2023