Sustainable Cooling in Deutschland: Status quo und Zukunftsperspektiven nachhaltiger Kühlungsstrategien
Die Temperaturen in Deutschland steigen seit etwa 1970 kontinuierlich an. Seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahr 1881 hat sich die mittlere Lufttemperatur hierzulande bis 2021 um 1,6 °C erhöht. Hauptbetroffene von Hitze sind in Deutschland wie weltweit vor allem ältere (alleinstehende) Menschen, chronisch Kranke, Menschen mit Behinderungen, Schwangere und Kleinkinder – eine Gruppe, die rund 9 Mio. Menschen umfasst.
Der wachsende Bedarf an Kühlung und Klimatisierung muss nachhaltig gedeckt werden, um eine Spirale negativer Wechselwirkungen zu durchbrechen. Steigende Temperaturen erhöhen die Nachfrage nach Kälte- und Klimaanlagen. Sind diese Geräte ineffizient, verwenden sie klimaschädliche Kältemittel oder werden sie mit Energie aus fossilen Quellen betrieben, so tragen sie zur Verschärfung des Klimawandels bei. Vor diesem Hintergrund ist die Fokussierung auf nachhaltige Kühllösungen von besonderer Bedeutung.
Nachhaltige Kühlung soll einen angemessenen thermischen Komfort für Menschen in ihrer Umgebung erzeugen und bezeichnet daher sowohl Ansätze, die einen Kühlbedarf gar nicht erst entstehen lassen, als auch Prozesse, bei denen die Reduzierung des Kühlbedarfs, die Klimatisierung und die (Tief-)Kühlung keine oder geringe Umweltbelastungen verursachen und gleichzeitig finanziell leistbar sowie für unterschiedliche soziale Bevölkerungsschichten gleichermaßen zugänglich sind.
Die Realisierung nachhaltiger Kühllösungen hängt von wirtschaftlichen, regulatorischen und innovationspolitischen Rahmenbedingungen ab. Bei den ökonomischen Rahmenbedingungen ist festzustellen, dass nachhaltige Kühllösungen zwar wirtschaftliche Potenziale bieten, diese aber aufgrund fehlender Nachfrage und des Fachkräftemangels nur schwer realisiert werden können. Auf regulatorischer Ebene werden vor allem die Verwendung klimaschädlicher Kältemittel und die Nutzung energieeffizienter Geräte reguliert. Schließlich kann die Gestaltung des innovationspolitischen Rahmens dazu beitragen, dem Fachkräftemangel vorzubeugen und die Umsetzung städtebaulicher Maßnahmen zu fördern.
Die TAB-Kurzstudie Nr. 4 gibt einen Überblick über Ansätze zur Vermeidung des Kühlbedarfs, die insbesondere im Bereich der Stadtplanung und Architektur verortet sind. Darüber hinaus werden technologische und nichttechnische Innovationen dargestellt, die auf die Entwicklung effizienter und emissionsarmer Kühlungstechnologien und -konzepte sowie die Ermöglichung des Zugangs zu diesen Technologien für breite Bevölkerungsschichten fokussieren. Abschließend werden die zentralen politischen Handlungsfelder erörtert, in denen die Umsetzung nachhaltiger Kühllösungen vorangetrieben werden kann bzw. muss.
Zentrale Ergebnisse sind auf der Projektseite dargestellt, eine ausführliche Zusammenfassung ist der Kurzstudie vorangestellt.
22.05.2023