Analyse des öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurses zu Gene Drives
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Analyse des öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurses zu Gene Drives
Thematischer Hintergrund
Das TA-Projekt »Gene Drives – Technologien zur Verbreitung genetischer Veränderungen in Populationen« des TAB zielt darauf ab, den aktuellen Stand der Gene-Drive-Technologien und ihrer Anwendungsmöglichkeiten zu erfassen, wesentliche Chancen sowie Risikodimensionen zu untersuchen und Handlungsoptionen insbesondere zur Regulierung und Forschungsausrichtung herauszuarbeiten. Gene Drives sind genetische Elemente bzw. gentechnische Konstrukte, deren inhärente Eigenschaften dafür sorgen, dass sie im Erbgang von sich sexuell fortpflanzenden Organismen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als 50 % (teils bis zu annähernd 100 %) an die Nachkommen weitergegeben werden. Hierdurch können sich die von solchen genetischen Elementen bestimmten Merkmale bevorzugt und rasch in Populationen verbreiten (potenziell bis hin zur genetischen Veränderung gesamter Wildpopulationen oder Arten).
Gene Drives sind hochumstritten: Von den Befürworter/innen werden sie als grundlegend neue und effiziente Lösung für schwerwiegende Herausforderungen (wie etwa die Malariabekämpfung) gesehen, während die Gegner/innen auf die inhärente Unkontrollierbarkeit der Technologie hinweisen.
Diese divergierenden Interpretationen der Bedeutung von Gene Drives machen die starke Polarisierung der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion zu Gene Drives deutlich. Durch die Vielzahl der diskutierten Anwendungsfelder (öffentliche Gesundheit, Naturschutz, Landwirtschaft) ist der Diskurs für Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Teilbereichen von Interesse und die potenziell weitflächige Ausbreitung von Gene Drives macht den Diskurs auch für solche Staaten relevant, die einen Einsatz von Gene Drives ausschließen.
Leistungsbeschreibung des zu vergebenden Gutachtens
Das Gutachten soll den internationalen, deutsch- und englischsprachigen Diskurs zu Gene Drives analysieren und dabei ein spezielles Augenmerk auf die Thematisierung von Risiken und Chancen der Technologie sowie auf ethische Argumente in der Debatte richten. Als Textkorpus sollen dabei öffentlich verfügbare mündliche und schriftliche Stellungnahmen von Sprecher/innen im Bereich zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft dienen (beispielsweise Positionspapiere, Vorträge auf Konferenzen im politischen Vorfeld u. a.).
Darstellung der mit der Technologie einhergehenden Chancen und Risiken
Konkret sollen dabei für die Analyse des Diskurses über die Risiken und Chancen der Technologie die folgenden inhaltlichen Fragen im Zentrum der Analyse stehen:
- Welche Chancen werden im Zusammenhang mit Gene Drives genannt? Lassen diese sich systematisch verschiedenen Sprecher/innen, Einsatzszenarien oder Interessen zuordnen? In welcher Häufigkeit und mit welcher Betonung werden verschiedene Chancen thematisiert?
- Welche Voraussetzungen werden für die Realisierung von Chancen/Nutzen ausgeführt?
- Thematisieren Gegner/innen von Gene Drives auch Chancen? Falls ja, welche sind das?
- Welche Risiken werden in öffentlichen Stellungnahmen zu Gene Drives thematisiert? Lassen diese sich systematisch verschiedenen Sprecher/innen, Einsatzszenarien oder Interessen zuordnen? In welcher Häufigkeit und mit welcher Betonung werden verschiedene Risiken thematisiert?
- Welche Eintrittswahrscheinlichkeiten werden für die skizzierten Risiken genannt?
- Thematisieren Befürworter/innen von Gene Drives auch Risiken? Falls ja, welche sind das?
Bilder, Positionen und gegenseitige Bezugnahme im Diskurs
Bei der Analyse der im Diskurs verwendeten Bilder, Positionen und gegenseitigen Bezugnahmen soll auf die folgenden inhaltlichen Fragen eingegangen werden:
- Welche Zukunftsszenarien werden entworfen?
- Welche ethischen Argumente werden für und welche gegen den Einsatz von Gene Drives genannt? Welche Rolle spielen ethische Argumente im Diskurs insgesamt?
- Findet eine gegenseitige Bezugnahme der Befürworter/innen und Gegner/innen im Diskurs statt? Falls ja, in welcher Form?
- Findet ein expliziter Bezug auf bisherige Debatten zu Gentechnologien (z. B. gentechnisch veränderte Lebensmittel o. Ä.) statt? Falls ja, in welcher Form und mit welcher Intention?
- Zeitverlauf: Der Diskurs um Gene Drives ist noch jung. Lassen sich dennoch bereits Entwicklungstendenzen im Diskurs feststellen? Falls ja, welche sind das? Wie werden Gene Drives mit Blick auf gentechnische Neuerungen beschrieben – als Zäsur oder als ein weiterer logischer Schritt?
- Welche Bilder, Analogien und Deutungsrahmen werden im Diskurs verwendet? Solche Bilder könnten beispielsweise die Natur als Bezugsrahmen betreffen: Welche Naturvorstellungen zeigen sich im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs zu Gene Drives? Oder sie könnten die Gefahr eines möglichen Kontrollverlust der Wissenschaft über die künstlich geschaffenen Lebewesen (analog zu Figuren wie dem Golem, Zauberlehrling, Frankenstein, aber auch aus neueren Werken wie Jurassic Park) thematisieren, die (ggf. ungewollt) großen Schaden anrichten. Ein weiteres Motiv könnte das des »Technological Fix« sein, also der Versuch, ein komplexes Problem auf einzelne Aspekte zu reduzieren und diese mittels (neuer) Technologien zu lösen.
Die Ergebnisse der Diskursanalyse sollen im TA-Projekt verwendet werden, um im Sinne einer umfassenden Technikfolgenabschätzung und zur Förderung einer transparenten demokratischen Debatte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche gegenwärtigen Zugänge die Wahrnehmung von Gene Drives prägen und welche Bedeutungen ihnen mit Blick auf Zukunftsentscheidungen zugeschrieben werden.
Bearbeitungsaufwand und Termine
Der vergütbare Bearbeitungsaufwand je Gutachten wird mit ca. 3 bis 6 Personenmonaten veranschlagt.
Eine Erweiterung oder Konkretisierung der Untersuchungsaspekte ist möglich und sollten ggf. zwischen TAB und potenziellen Auftragnehmer/innen im Rahmen der Angebotserstellung abgestimmt werden.
- Abgabetermin für ein Angebot ist der 1. Juli 2021
- Mit der Bearbeitung des Gutachtens soll (voraussichtlich) ab dem 1. September 2021 begonnen werden.
- Der Zeitraum für einen Abgabetermin muss zwischen dem 30. November 2021 und dem liegen. Der definitive Abgabetermin wird bei der Beauftragung in Rücksprache mit dem TAB festgelegt.
Gutachtenvergabe und -erstellung zu den genannten Terminen erfolgen vorbehaltlich der rechtzeitigen Zustimmung bzw. Mittelbewilligung durch den Deutschen Bundestag.
Hinweise zur Angebotserstellung
Bei der Erarbeitung der Angebote sind die Hinweise für Gutachter:innen zu beachten. Insbesondere muss die Kompetenz der Anbietenden aus den Angeboten hervorgehen und es müssen die beabsichtigte Vorgehensweise und der erforderliche Arbeitsaufwand verdeutlicht werden.
Insbesondere muss die Kompetenz der Anbietenden aus den Angeboten hervorgehen und es müssen die beabsichtigte Vorgehensweise und die für den Arbeitsaufwand kalkulierten Kosten verdeutlicht werden.
Senden Sie uns zunächst eine elektronische Version Ihres Angebots zusammen mit dem ausgefüllten Formblatt (Word-Dokument zum Ausfüllen) oder dem ausgefüllten Online-Formular zu administrativen Angaben zum Gutachtenangebot an unsere E-Mail-Adresse buero∂tab-beim-bundestag.de. Nach unseren Erfahrungen müssen die eingehenden Angebote zumeist inhaltlich, formal und kalkulatorisch überarbeitet werden. Sollten wir Ihr Angebot nach Prüfung durch uns in die engere Wahl ziehen und dem Deutschen Bundestag zur Vergabe vorschlagen wollen, werden wir Sie um eine entsprechende Modifizierung sowie hernach um die Zusendung eines unterschriebenen Angebots an das TAB bitten. (Neue Schönhauser Straße 10, 10178 Berlin).
Weitere Informationen und Downloads
- Ausschreibung (PDF)
- Formblatt für Gutachtenangebot (Word-Dokument zum Ausfüllen)
- Onlineformular für Gutachtenangebot
- Hinweise für Gutachter/innen
- Zur Projektseite
Neue Schönhauser Straße 10
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+49 30 28491-0
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