Urbaner Holzbau
- Projektteam:
Dr. Sonja Kind (Projektleitung)
- Themenfeld:
- Themeninitiative:
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
- Analyseansatz:
TA-Kurzstudie
- Starttermin:
2020
- Endtermin:
2022
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Gegenstand und Ziel der Untersuchung
Holzhäuser wurden bis in die 1990er Jahre überwiegend in ländlichen Regionen oder stadtnahen Randgebieten als Ein- oder Zweifamilienhäuser errichtet. Erst in jüngster Zeit zeigen sich eine Renaissance und Weiterentwicklung des Holzbaus. Durch die Weiterentwicklung von Baurichtlinien und -gesetzen, vor allem im Kontext Brandschutz, sowie durch die stärkere Orientierung von Gesellschaft und Politik auf Nachhaltigkeitsaspekte im Bauwesen hält die Holzbauweise nun seit einigen Jahren vermehrt im innerstädtischen Bau Einzug.
Motive für das Bauen mit Holz liegen einerseits in ökologischen Vorteilen (z. B. bessere CO2-Bilanz) gegenüber konventionellen Betonbauten. Bauteile können zudem gut vorgefertigt werden und ermöglichen so ein schnelleres Bauen mit bis zu 80 % weniger Baustellenverkehr. Die hohe Schwingfähigkeit von Holz erhöht auch die Erdbebensicherheit der Häuser, was in vielen (Welt-)Regionen relevant ist. Demgegenüber stehen zum Teil noch Schwierigkeiten bei der Erfüllung von Brandschutzanforderungen und aufwendigere Genehmigungsverfahren bei der Planung und Realisierung von Holzbauten.
Insbesondere im Bereich der Bestandssanierung – hierzu werden Baumaßnahmen zur Umnutzung, Aufstockung und Nachverdichtung gezählt – gewinnt die Holzbauweise an Bedeutung. Holz eignet sich immer besser auch für mehrgeschossige Bauten. Mittlerweile werden Holzhäuser mit fünf bis sieben Geschossen oder mehr errichtet.
Ziel der Kurzstudie war es, einen Überblick über Herausforderungen und Potenziale des urbanen Holzbaus, d. h. in Bezug auf mehrgeschossige Holzhochhäuser und sonstige größere Holzbaukomplexe zu geben. In der Kurzstudie wurden Innovationspotenziale des urbanen Holzbaus sowie die damit verbundenen TA-relevanten Implikationen analysiert. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Beschreibung der Akteurslandschaft und der Wertschöpfungskette (sogenanntes Ökosystem des urbanen Holzbaus).
Zentrale Ergebnisse
Megatrends wie eine zunehmende Urbanisierung, demografische Veränderung sowie ein gesellschaftlicher Strukturwandel beeinflussen die Anforderungen an Wohnraum in Städten. Durch den wachsenden Zuzug von Menschen in Städte entsteht dort ein stetig größer werdender Bedarf an Wohnungen. Ebenso sorgen neue Vorstellungen und Konzepte des sozialen Zusammenlebens für sich wandelnde Ansprüche an das Wohnen (z. B. sich verändernder Raumbedarf abhängig von der Lebensphase, Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums, Barrierefreiheit). Die im Holzbau mögliche modulare Bauweise kann dafür eingesetzt werden, auf sich verändernde Anforderungen im Städtebau flexibel, schnell und ökologisch nachhaltig zu reagieren. Auch kann der Holzbau einen Beitrag bei der Nachverdichtung städtischen Baulands leisten, um Flächenreserven zu erschließen.
Für das Innovationssystem des urbanen Holzbaus sind drei Akteursgruppen relevant: Unternehmen zusammen mit Clustern, Netzwerken und Verbänden bilden die erste Gruppe, die zweite besteht aus öffentlichen Akteuren und die dritte aus Forschungseinrichtungen.
Perspektivisch wird die Nachfrage nach Gebäuden in Holzbauweise steigen. Die größten Marktpotenziale des urbanen Holzbaus liegen zurzeit aber noch nicht im hochgeschossigen Holzbau, sondern vor allem in den Bereichen Aufstockungen, Baulückenschluss und energetische Fassadensanierung. Wachstumspotenzial ist auch bei Zweckbauten wie Schulen oder Kindertagesstätten zu erwarten. Allerdings wird es der von Kleinstbetrieben geprägten Branche nur schwer gelingen, mehrgeschossige Holzbauten oder größere Bauvorhaben in Holzbauweise zu realisieren. Voraussichtlich werden größere Unternehmen aus dem Ausland und aus der Massivbauindustrie die prägenden Akteure sein. Wichtig für eine prosperierende Branchenentwicklung wird auch die zukünftige Fachkräfteverfügbarkeit sein.
Weitere Publikation zum Thema
Themenkurzprofil Nr. 32 Urbaner Holzbau (PDF) |